Vor über 20 Jahren, während des Irakkriegs 2003, hatte die sogenannte „antideutsche Szene“ publizistisch und aktivistisch ihren Höhepunkt. Mit dem Begriff antideutsch ist eine politische Strömung gemeint, die aus der Linken kommt.
Sie hat Kernbestandteile eines emanzipatorischen und kritischen Denkens allerdings aufgegeben, befleißigt sich eines aggressiven Militarismus und sieht in der Friedensbewegung und realen antikapitalistischen Bewegungen ihren Hauptfeind.
Von „den Antideutschen“ wird mittlerweile kaum geredet. Ihr Denken und Agieren ist allerdings mit einigem Erfolg in der vorherrschenden deutschen Öffentlichkeit angekommen. Auch haben einige ihrer Protagonisten diskursive Machtpositionen ergattert.
Auch nach dem 7. Oktober 2023 erlebten viele ihrer Verhaltensformen ein Revival. Vornehmlich Linke und Migrant*innen erhalten das Etikett „Antisemit“, so sie die Kriegspolitik der rechten Regierung Israels im Gaza-Streifen hinterfragen oder
kritisieren.
GERHARD HANLOSER ist Soziologe, Historiker und Germanist. Er lebt und arbeitet in Berlin als Lehrer und Publizist, seine Schwerpunkte sind die Geschichte der Linken und Antisemitismus.
Literatur: „Die andere Querfront - Skizze des antideutschen Betrugs“.
Weniger anzeigen