Der Konflikt zwischen einem kapitalistischen Block um die USA und einem um die Volksrepublik China hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. In naher Zukunft könnte er an der Taiwan-Frage eskalieren, auch kriegerisch. Eine solche Eskalation beträfe uns alle. Manche hiesige Beobachter:innen stützen die Position der Kommunistischen Partei Chinas. Diese will die Insel Taiwan übernehmen, die sie zu einem Teil der Volksrepublik China erklärte. Andere Beobachter:innen halten zum „Westen“, der Taiwan als eigene Einflusszone verteidigen will.
Wer eine alternative Position entwickeln will, sollte sich nicht nur den geopolitischen Konflikt, sondern auch die Veränderung der Klassenverhältnisse in Taiwan selbst genauer anschauen.
Ralf Ruckus geht auf vier Punkte ein:
die kapitalistische Entwicklung von der japanischen Kolonisierung über den Aufbau der Exportindustrie als „Tigerstaat“ bis zur Expansion des taiwanischen Kapitals nach Südostasien und in die Volksrepublik China;
das „Gastarbeiter“-Regime in Taiwan und vorherige Formen rassistischer Spaltung;
die aktuelle ökonomische und geostrategische Bedeutung Taiwans für den globalen Kapitalismus; und
die Frage, wie eine Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen in Taiwan verbunden werden kann mit Kritik sowohl am „westlichen“ als auch am chinesischen Imperialismus.
Ralf Ruckus hat die Plattform gongchao.org mitgegründet, die Bewegungen von Arbeiter:innen, Migrant:innen und Frauen in China dokumentiert und untersucht. Zuletzt erschien auch das Buch Die Linke in China. Eine Einführung (Mandelbaum Verlag, 2023).
In den letzten Jahren war Ralf Ruckus zudem an einer Untersuchung der Bedingungen und Kämpfe von indonesischen Wanderarbeiter:innen in Taiwan beteiligt und hierzu publiziert.