Welche*r Wissenschaftler*in würde schon von sich behaupten unkritisch zu sein? Warum bedarf es "kritischer Psychologien", wenn die "Variablenpsychologie", also die sich an den Naturwissenschaften orientierende, vorwiegend quantitativ-experimentell forschende Psychologie, doch den "Kritischen Rationalismus" als zentralen Bezugspunkt sieht? Während psychologische Perspektiven immer gefragter werden, Psycholog*innen medial immer häufiger als Expert*innen zu verschiedensten Themen herangezogen werden, sind kritisch-psychologische Perspektiven an den meisten Universitäten marginalisiert. Der Vortrag, sowie die anschließende Diskussion sollen einen niedrigschwelligen Überblick in die Vielzahl kritisch-psychologischer Perspektiven und ihrem emanzipatorischen Potenzial bieten.
In dem interaktiven Vortrag wird zunächst gemeinsam das in der psychologischen Forschung und universitären Lehre dominierende Kritikverständnis erarbeitet. Davon abgrenzend werden Merkmale kritischer Psychologien vorgestellt, um abschließend gemeinsam zu diskutieren, wofür kritische Psychologien wichtig sind. Dabei wird bewusst auf die Vielzahl kritisch-psychologischer Perspektiven in bspw. der Kritischen Psychologie marxistischer Tradition, (queer-) feministischer Psychologien, rassismuskritischer Psychologien oder psychatriekritischer und gemeindepsychologischer Perspektiven eingegangen. Der Vortrag soll als Einführung dienen, Vorwissen wird nicht vorausgesetzt.
Dario Kroll (M.Sc. Psychologie; er/kein Pronomen) arbeitet an der TH Köln als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem interdisziplinären Praxis-Forschungsprojekt DiPolBAs, welches Bildungsmaterialien gegen Antisemitismus und Verschwörungsideologien entwickelt.
Im Rahmen des Lesekreises kritische Psychologie Münster, des Netzwerks Diversitätspsychologie und des Netzwerks kritische Psychotherapie Köln-Bonn setzt(e) er sich intensiv mit verschiedenen kritisch-psychologischen Perspektiven auseinander. Zudem beteiligte er sich an der Organisation der Ferienuni Kritische Psychologie (https://2021.ferienuni.de/). Demnächst möchte er die verklammerte Ausbildung zum tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapeuten beginnen.
Kontakt
Gesine Kleen
Stellv. Regionalbüroleiterin Saarland, Peter Imandt Gesellschaft/Rosa Luxemburg Stiftung Saarland
E-Mail: Gesine.Kleen@rosalux.org
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