Publikation Stolperstein für Wilhelm Frisch

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Wilhelm Frisch (Archiv L. Bies)

Wer war Wilhelm Frisch?
(29. März 1891 - 20. Oktober 1940)
 
Der 1891 in Wemmetsweiler geborene und in armen Verhältnissen aufgewachsene Bergmannssohn Wilhelm Frisch verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Hilfsarbeiter und Bergmann. Als Soldat im Ersten Weltkrieg geriet er von 1915 bis 1918 in russische Gefangenschaft, bevor er nach dem Krieg wieder als Bergmann arbeitete. Vermutlich haben die Erfahrungen des Krieges Frisch, wie viele andere ehemalige Frontkämpfer, politisiert und zum Kriegsgegner werden lassen.
Frisch trat er Mitte der 20er Jahre der Kommunistischen Partei bei und übernahm dort zahlreiche Funktionen. 1932 wurde er als Abgeordneter in den letzten Landesrat des Saargebietes gewählt und galt als entschiedener Gegner des aufkommenden Nationalsozialismus an der Saar. Dies belegen seine Reden, die zu den wenigen erhaltenen persönlichen Zeugnissen Frischs zählen*.
Wie viele Hitlergegner emigrierte Frisch kurze Zeit nach der Saarabstimmung 1935 nach Frankreich, von wo er versuchte, den Widerstand gegen das NS-Regime in seiner Heimat zu organisieren. Das wurde von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) aufmerksam registriert. Auch, dass Frisch zum Führungskreis der KP-Abschnittsleitung aufstieg und gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Richard Kirn (1902-1988) die „Grenzstelle“ in Forbach leitete. Diese diente als Anlaufstelle für Flüchtlinge, aber auch als Drehkreuz, über das durch illegale Verbindungs- und Kuriersysteme Schriften nach Deutschland geschmuggelt wurden. Unmittelbar nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht 1940 gelang es der Gestapo Wilhelm Frisch habhaft zu werden. Er kam nach Saarbrücken und wurde pausenlos verhört. Da Frisch keine seiner Parteigenossen verriet, dauerten die von Folterungen begleitenden Befragungen über Wochen an.
Nach weiteren „Bearbeitungen“ durch den berüchtigten Gestapo-Beamten Karl Harms, setzte er im Alexandergefängnis – nahe des Ludwigs-Gymnasiums - am 20. Oktober 1940 seinem Leben ein Ende.
Frisch war der erste von zwei weiteren Bergarbeitern, die von Frankreich aus den illegalen Widerstand der KP im Raum Saarland leiteten und ermordet wurden. Heinrich Konrath (geb. 1912) aus Elversberg starb 1942 in Stuttgart, Josef Wagner (geb. 1897) aus Lockweiler unter dem Fallbeil in Berlin Plötzensee.
Die Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft wollen baldmöglichst einen Stolperstein für das ehemalige Mitglied des saarländischen Landesrats verlegen. Da weder in seinem Geburts- noch späteren Wohnort, eine Wohnadresse ausfindig zu machen war, sollte dieser vor seinem letzten „Arbeitsplatz“ verlegt werden. Dieser wäre der Tagungsort des ehemaligen Landesrats, das heutige Saarbrücker Rathaus in St. Johann.
 
Information: Patric Bies, Patric.Bies@rosalux.org
 
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„Es ist eine Schande für Hitler zu stimmen“
Wilhelm Frisch ausgewählte Reden vor dem Landesrat. Nach Sitzungsprotokoll neu eingesprochen von Peter Tiefenbrunner, Saarbrücken.

 
Rede am 12. August 1932
Frisch kritisiert die Misere der Auszubildenen und Lehrlinge, die zu dieser Zeit ohne Jugendarbeitsschutz, praktisch Sklaven ihrer Meister bzw. der Unternehmer waren. In Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 verschlechterte sich deren soziale Lage enorm.

Rede am 25. Juli 1933
Wilhelm Frisch thematisiert die Massenflucht von NS-Verfolgten Deutschen aller Couleur ins Saarland und die damit verbundenen Probleme bei deren Aufnahme und deren Flüchtlingsstatus.
Es genügt nicht alleine nur Asyl zu gewähren, sondern man muss den Flüchtlingen existenzielle Grundsicherung zugestehen.
Auch gilt es terroristische Überfälle auf sie zu unterbinden. Frisch prangert insbesondere die rechten Netzwerke in der saarländischen Polizei an, die er in enger Verbindung zu den faschistischen „Terrorbanden“ in Deutschland – gemeint ist hier die Geheime Staatspolizei (Gestapo) – stehen sieht.

Rede am 14. September 1934
In seiner Rede warnt Wilhelm Frisch vor der wachsenden Kriegsgefahr, die aus der aggressiven Außenpolitik Deutschlands und dessen ungezügelten Hochrüstung ergeben.
Er macht auch deutlich - wie schon häufig in den letzten Monaten vor dem Plebiszit am 13. Januar 1935 - dass das politische Klima im Saarland durch die Nazis vergiftet ist. Täglich laufen Nazi-Gegner Gefahr, von Schlägertrupps zusammengeschlagen zu werden.
Die faktisch dem Völkerbund unterstehende saarländische Polizei, sieht Frisch als getarnte SA, weshalb er wenig Hoffnung hat, dass diese den aufgekommenen willkürlichen Verfolgungen oder pogromähnlichen Aufläufen der Nazis entgegen treten wird.