Publikation Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Gesellschaftstheorie - Globalisierung Keynesianische Ökonomie für eine „andere Wirtschaft“ – Zum pro und contra

Beitrag zum Workshop "Keynesianische Ökonomie als alternative Ökonomie?" der Rosa Luxemburg-Stiftung (Berlin, 24.-26.2.2006)

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Reihe

Online-Publ.

Autor

Günter Krause,

Erschienen

Februar 2006

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Beitrag zum Workshop "Keynesianische Ökonomie als alternative Ökonomie?" der Rosa Luxemburg-Stiftung (Berlin, 24.-26.2.2006)


1.    Die Frage nach einer „anderen Wirtschaft“ und ihre strategische Dimension

Emanzipatorische Kräfte und Bewegungen einschließlich der politischen Linken sind weltweit aufgebrochen – aufgebrochen gegen das globale Herrschaftsprojekt des Neoliberalismus, für einen grundlegenden Richtungswechsel in der Politik, für die Verständigung über realistische Alternativen.
Zugespitzter begrifflicher Ausdruck dieses gesellschaftlichen Aufbruchs ist ihr inzwischen allseits bekannte Leitmotiv „Eine andere Welt ist möglich!“ Unmittelbar damit verbunden und darin integriert ist die programmatische Aussage: „Eine andere Wirtschaft ist möglich!“

Fraglos stehen somit linke ÖkonomInnen vor der immensen Herausforderung, das Projekt einer „anderen Wirtschaft“ mit Inhalt auszustatten. Damit stellt sich natürlich eine Reihe von Fragen, so etwa:
-    Gibt es für ein solches Projekt überhaupt reale Grundlagen? Ist es vielleicht eher eine
attraktive Illusion?
-    Worin besteht der neue Inhalt eines solchen Unternehmens heute? Welchen Differenz existiert gegenüber allen bisherigen Anstrengungen, wirtschaftliche Alternativen theoretisch-konzeptionell zu entwickeln sowie politisch-gestalterisch umzusetzen?
-    Welche Kräfte und Akteure sind für die Optionen dieses Projekts „zu erreichen und davon zu überzeugen, dass ein anderes Leben und eine andere Welt möglich sind“ (Brand 2005, 7)? Auf welcher Ebene und Zeitschiene, an welchen Orten können sie jeweils wirkungsvoll handeln?
-    Wie lassen sich angesichts der Tatsache, dass es den Masterplan für den Umbau von Wirtschaft nicht gibt bzw. geben kann, die unterschiedlichen Lebens-, Produktions-, Verteilungs-, Konsumtions-, Gerechtigkeits- und Partizipationsformen zusammenbringen?  
-    Schließlich: welche strategische Dimension weist die Frage von der Möglichkeit einer „anderen Wirtschaft“ überhaupt auf?
Viele Fragen, doch halten wir es da mit den Zapatisten: „Preguntando caminamos“ – „fragend schreiten wir voran“...
Soziale Bewegungen und Linke stehen also am Beginn einer neuen strategischen Diskussion über Alternativen(Altvater 2005; Brie 2006; Brand 2005, Krause 2005). Dabei dürfte zwei Dinge unstrittig sein: zum einen werden jedwede Alternativen nicht schlechthin in den Köpfen mehr oder minder kluger ÖkonomInnen und/oder PolitikerInnen erfunden. Sie entstehen vielmehr „in und aus der politischen, sozialen, ökonomischen Praxis der Menschen in sozialen Bewegungen“ (Altvater 2005, 178). Und zum anderen: wenn der Anspruch „Eine andere Wirtschaft ist möglich!“ realisiert werden soll, bedarf es zweifellos neuer Sichtweisen und Begrifflichkeiten in Sachen Wirtschaft, Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik.  

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