Publikation Rosa Luxemburg Rosa Luxemburgs Demokratiekonzept

Rosa-Luxemburg-Forschungsberichte Heft 06. Autor*in: Ottokar Luban, Herausgeber*innen: Klaus Kinner und Manfred Neuhaus

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Erschienen

Januar 2008

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90 Jahre nach der Ermordung Rosa Luxemburgs am 15. Januar 1919 durch reaktionäre Freikorpstruppen in Berlin ist das internationale Interesse für ihre Ideen, für ihr politisches Wirken und ihr persönliches Leben ungebrochen. Biographien und Aufsatzsammlungen über Rosa Luxemburg sowie Neuauflagen ihrer Schriften sind in den letzten Jahren in Japan, Indien, Brasilien, den USA, Australien sowie in Frankreich und in Deutschland erschienen. Rosa-Luxemburg-Konferenzen [...] haben u. a. in Chicago (1998), Finnland (Tampere - 1998), Berlin (1999), in Zürich (2000), Bochum (2002), Moskau (2004), Johannesburg (2004), Italien (Bergamo - 2004), in China (Guangzhou - 2004, Wuhan - 2006) und in Tokio (2007) stattgefunden. Im Januar 2009 kommen erneut Luxemburg-Forscher aus vielen Ländern diesmal in Berlin im Rahmen einer zweitägigen Tagung [...] zusammen. Die vielseitige marxistische Theoretikerin, exzellente Journalistin und wirkungsvolle Agitatorin Rosa Luxemburg vertrat ihre Auffassungen mit aller Konsequenz, auch als sie ab 1906 damit in die Minderheit geriet, und nahm alle damit verbundenen materiellen Nachteile, im Kriege auch eine langjährige Inhaftierung, in Kauf. Mit dieser autonomen Haltung verkörpert Rosa Luxemburg eine Glaubwürdigkeit, die bei den meisten Politikern der heutigen Zeit von den Menschen vermisst wird. Inhaltlich von besonderer Anziehungskraft an Rosa Luxemburgs theoretisch-politischem Konzept ist die stark basisdemokratische Orientierung. Als Symbol eines menschlichen, freiheitlichen Sozialismus ist sie ein Dorn im Fleische des Kommunismus der leninschen und besonders der stalinschen Version gewesen und geblieben. Denn sie erinnerte immer wieder daran, dass Sozialismus nur in einem freiheitlichen Prozess ohne Unterdrückung der politisch Andersdenkenden zu realisieren ist. Sie war und ist aber auch immer ein Dorn im Fleische der sozialdemokratischen Parteien, weil sie daran erinnert, dass das Ziel der Sozialdemokratie nicht nur in der Herstellung der politischen Gleichstellung besteht, sondern gleichzeitig auch in der Schaffung der wirtschaftlichen und sozialen Gleichberechtigung aller Bürger. Und Rosa Luxemburg wirkt auch als ein Dorn im Fleische der »Globalisierungsgesellschaft«, weil ihr Leben und Werk immer wieder daran erinnert, sich nicht mit den schreienden Ungerechtigkeiten insbesondere in der »Dritten Welt« abzufinden, sondern sich mit voller Kraft und mit nicht nachlassender Hartnäckigkeit gegen alle kriegerischen Tendenzen und Handlungen, gegen Armut, Ausbeutung und Unterdrückung einzusetzen. Mit der Öffnung der meisten früheren DDR- und UdSSR-Archive [...] seit Beginn der 1990er Jahre hat sich gerade für die Biographie Rosa Luxemburgs und für die Geschichte ihrer politischen Gruppierung (Gruppe »Internationale«, später Spartakusgruppe bzw. Spartakusbund) die Quellengrundlage erheblich verbessert. Der Verfasser hat versucht, sowohl durch Erschließung dieser Materialien wie durch eine intensivere Ausschöpfung der Archivalien aus den westlichen Ländern neue Forschungsergebnisse zu erzielen und damit ein differenzierteres Geschichtsbild zu gewinnen. Für diesen Band sind die für Rosa Luxemburgs Ideen und politisches Wirken besonders signifikanten Aufsätze des Verfassers ausgewählt worden, die im Laufe der letzten anderthalb Jahrzehnte entstanden sind. Ein spezielles Anliegen des Autors war es, die Bedeutung der normalerweise so gut wie unbekannt bleibenden Helferinnen und Helfer wie beispielsweise Mathilde Jacob, Fanny Jezierska, Eduard Fuchs und Julius Gerson hervorzuheben. Ohne deren Unterstützung hätten politisch herausragende Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg nicht die volle Wirksamkeit entfalten können. Deshalb wurden auch diese biographischen Skizzen von Personen aus dem Kreis um Rosa Luxemburg in diesen Band aufgenommen. Für vielfältige kollegiale Hinweise bei der Textbearbeitung danke ich Dr. Eckhard Müller. Großen Dank für viele wichtige inhaltliche Anregungen und eine fortlaufende Ermutigung gebührt Prof. Dr. Annelies Laschitza und Prof. Dr. Jakow Drabkin. Mein Dank gilt auch Dr. Ruth Stoljarowa und Prof. Dr. Alexander Vatlin für die wertvolle Hilfe bei der Erschließung der russischen Archivalien.
Ottokar Luban Berlin, im November 2008

Inhalt:
  • Vorbemerkung (S. 7)
  • Rosa Luxemburgs Demokratiekonzept (S. 11)
  • Rosa Luxemburgs Kritik an Lenins ultrazentralistischem Parteikonzept und an der bolschewistischen Revolutionspolitik in Russland (S. 26)
  • »Das gefährliche Wort«. Die Stellung der SED zu Rosa Luxemburg (S. 43)
  • Die revolutionäre Ungeduld. Rosa Luxemburg und ihre Verbindung zu den Massen (August 1914 bis Dezember 1918) (S. 51)
  • Die ratlose Rosa. Die KPD-Führung im Berliner Januaraufstand 1919. Legende und Wirklichkeit (S. 67)
  • Rosa Luxemburgs Engagement für den politischen Massenstreik. Zwei bisher unveröffentlichte parteiinterne Ansprachen vom Sommer 1913 (S. 118)
  • Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkrieges (S.127)
  • Führung und Basis des Rosa-Luxemburg-Karl-Liebknecht-Kreises (Spartakusgruppe), 1915-1918. Biographien und soziale Zusammensetzung (S. 172)
  • Mathilde Jacob - mehr als Rosa Luxemburgs Sekretärin! Mit dem Text von 2 Briefen M. Jacobs an Clara Zetkin, Januar/März 1919 (S. 196)
  • Der Einfluß Clara Zetkins auf die Spartakusgruppe (1914-1919) (S. 229)
  • Fanny Thomas-Jezierska (1887-1945). Von Rosa Luxemburg zu Gramsci, Stalin und August Thalheimer - Stationen einer internationalen Sozialistin (S. 240)
  • Julius Gerson und Eduard Fuchs, die Spendensammler für die Flugschriftenagitation der Spartakusgruppe - Verbindungen zwischen Linkssozialisten und bürgerlichen Pazifisten (S. 286)
  • Abkürzungsverzeichnis (S. 306)
  • Personenindex (S. 309)
  • Über den Autor (S. 315)
  • Die bisher erschienenen Rosa-Luxemburg-Forschungsberichte (S. 316)

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., Leipzig, 2008. 316 S.

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