Nachricht | Deutsche / Europäische Geschichte Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte

„Alternative“ Stadtführung durch Trier, aus Anlass des 200. Geburtstags von Jenny Marx

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Bei dem von Jens Baumeister durchgeführten Rundgang stand die Jugendzeit von Karl Marx in Trier und dessen Bezug zum Wein im Mittelpunkt. Unter dem Blickwinkel des Weines das Leben von Karl Marx und die Bedingungen von Trier im Vormärz zu beleuchten liegt nahe. Denn schon in seinen jungen Jahren, in den 30ern des 19. Jahrhunderts, begann Marx seine berühmte Artikelserie in der "Neue Rheinische Zeitung" über die Not der Winzer an der Mosel. In denen setzte er sich - nach eigener Aussage - erstmals mit ökonomischen Fragen auseinander.

An der Porta Nigra gab es die ersten Auskünfte zur Geschichte Triers, der ältesten Stadt Deutschlands sowie zur Familie Marx. Kurz nachdem Karl 1818 geboren war zog die Familie in die unmittelbare Nähe der Porta Nigra, in die Simeonstraße. Vater Heinrich Marx war jüdischer Abstammung und als erfolgreicher Anwalt klarer „Aufsteiger“ in der preußischen Staatshierarchie. Seine Ersparnisse investierte Heinrich in Weinberge, aber auch in Wein als Fass- und Flaschenware. Nicht weniger als 20 000 Flaschen soll er so im Keller seines Wohnhauses gelagert haben.

Sohn Karl Marx besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, hier legte er mit 17 Jahren das Abitur ab. 1836 verlobte er sich in Trier mit der vier Jahre älteren Jenny von Westphalen.

Die Bischofsstadt Trier war schon zu Zeiten von Karl Marx klerikal-konservativ und fand an ihrem berühmtesten Sohn wenig Freude. In Zeiten der Tourismusindustrie beginnt man nun zu begreifen, wie beliebig der Titel „Weinstadt an der Mosel“ ist und welcher Glücksfall Marx für Trier bedeutet. Heute ist Karl Marx in seiner Geburtsstadt Trier lebendiger denn je.

Weitere Stationen auf der Tour waren die Jesuitenkirche, in der Marx konfirmiert wurde, sein Gymnasium und sein Geburtshaus in der Brückenstraße. Im Geburtshaus ist heute das Museum, unter Leitung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die ihr scheinbar ambivalentes Verhältnis zu Marx pflegt.

Das Geburtshaus zieht jedes Jahr Zehntausende von Besuchern aus aller Welt an. Seit der Krise 2008-2009 sind es nochmal mehr, die ihren Wissensdurst über Leben und Wirken von Marx stillen wollen. Größte Gruppe stellen die Chinesen mit über 10.000 Besuchern.

Trotz zahlreicher „Überarbeitungen“ nach der Wende 1989/90 scheint man immer noch bemüht, die „Irrungen“ und „Wirrungen“ von Marx in den Vordergrund zu stellen und dabei die noch heute aktuelle und messerscharfe Kapitalismuskritik auszublenden.

Die rund 20 TeilnehmerInnen bedankten sich bei Jens Baumeister für die äußerst kompetente Führung und waren mit ihrem Aufenthalt in Trier sehr zufrieden.