Sie kämpften auf der richtigen Seite...
In Memoriam Wilhelm Trapp (1906 – 1974)
Am sowjetischen Fallschirm nach Deutschland
Wer Anfang der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in Saarbrücken häufig ein Taxi benutzte, stieg mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem kommunistischen Chauffeur in den Wagen ein. Zumindest wurde das Taxigeschäft in Saarbrücken zu jener Zeit stark von KPD- beziehungsweise Rotkämpferbundfunktionären geprägt. So war der Kommunist Wilhelm Trapp wie Karl Merkel (1903-1937) und andere KP-Genossen Taxichauffeur und dabei zu einer Art „König der Landstraße“ geworden. Nicht alleine nur deshalb, weil dieser Beruf zum Broterwerb nötig war. Die Taxis eigneten sich auch ideal zum Austausch von politischen Nachrichten oder dem Transport von Flugschriften. Ab 1933 beförderte Trapp in seinem Taxi sodann auch politische Flüchtlinge, die er in Frankfurt, Kaiserlautern oder Trier abholte und ins sichere Exil nach Frankreich fuhr.
Nach dem 13. Januar 1935 konnte die Familie Trapp – „Willi“ hatte nämlich Maria Lenz geheiratet und Nachwuchs bekommen – nicht mehr im Saarland bleiben und flüchtete über Straßburg nach Paris. Dort angekommen entschloss sich die Familie Trapp in die Sowjetunion auszuwandern. Während solch ein Wunsch in vergleichbaren Fällen nur mäßige Aussicht auf Realisierung hatte, wohnten die Trapps schon wenige Monate später nahe Moskau, und Wilhelm arbeitete als Lastwagenfahrer in einem Industriebetrieb.
Mit Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges Mitte 1936 und der Gründung der Internationalen Brigaden hielt es Willi Trapp jedoch nicht mehr in Moskau. Seinem Berliner Freund und Genossen Rudolf Engel (1903-1993), der dem Nachrichtendienst der KPD angehörte, vertraute er an, dass er keinesfalls abwarten würde, bis Hitler geschlagen sei, und er dann „freudestrahlend nach Saarbrücken“ zurückginge. „Meinst Du ich könnte keinen Panzer fahren? Drei Tage Ausbildung, und ich fahre los.“ Willi Trapp erhielt eine militärische Ausbildung – vermutlich in derselben Einheit wie Karl Merkel – und steuerte ab dem Frühjahr 1937 in mehreren Schlachten des Spanischen Bürgerkriegs den sowjetischen Panzer BT-5.
Nach der Niederlage der Spanischen Republik gelang ihm die Flucht nach Frankreich. Während seiner Internierung in St. Cyprien kam er auf Vermittlung sowjetischer Diplomaten frei und kehrte zu seiner Familie nach Alexandrovsk bei Moskau zurück. Es ist zu vermuten, dass Trapp schon bei seinem ersten Moskau-Aufenthalt die sowjetische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Gesichert ist, dass er den Decknamen „Willi Maywald“ führte und mit dem sowjetischen Geheimdienst zusammenarbeitete.
Dass Willi Trapp im Kampf gegen die Nazis zu allem bereit war, zeigt das „Himmelfahrtskommando“ vom 19. Mai 1942, bei dem er bei Insterburg über Ostpreußen mit zwei weiteren Widerstandskämpfern aus einem sowjetischen Flugzeug absprang, um im Rücken des Feindes die Bevölkerung über die NS-Verbrechen aufklären und um Widerstand zu organisieren. Dieses Unterfangen flog alsbald auf, und Willi Trapp geriet ins Räderwerk der Gestapo. Es folgte bis 1945 eine Zeit verschiedener Inhaftierungen. Noch vor Kriegsende gelang ihm am 13. April 1945 die Flucht aus der Gefangenschaft. Bis zu seiner Rückkehr im Jahr 1948 nach Saarbrücken lebte er weiterhin als „Willi Maywald“ in Köln. An der Saar angekommen, arbeitete er wieder als Taxifahrer in Saarbrücken, während zeitgleich seine Frau mit der Tochter in der DDR lebten.
Willi Trapp war immer davon überzeugt, dass er als kommunistischen Widerstandskämpfer richtig handelte, ganz gleich, ob er nun in Spanien oder in Deutschland gegen die Nazis kämpfte oder sich in Moskau hierfür ausbilden ließ.
von Max Hewer
Text entnommen aus: Max Hewer, „Von der Saar zum Ebro – Saarländer als Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg“ Blattlausverlag, Saarbrücken, 2016.