Dokumentation Was ist sanfter Tourismus? Erkundungen auf der Blies

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Foto: Patric Bies

Kanufahren gilt gemeinhin als kein hochpolitisches Thema. Doch bei sanften Tourismus als Gegenentwurf zum allseits unbeliebten Massentourismus, sieht die Sache schon anders aus.

Besonders wenn es um „sinnliche Erlebnisse“ im Biosphärenreservat Bliesgau geht, wo man erst seit wenigen Jahren – und leider mit recht bescheidenen Mitteln – auf den Tourismus setzt. Zwar locken in der schnieken Biosphärenhauptstadt Blieskastel zahlreiche gastronomische Restaurants die Besucher. Aber wo nach einer opulenten Mahlzeit das Haupt betten, wenn man dort nicht wohnt? Unmöglich, so man eine Gruppenreise in den Bliesgau bucht. […] Denn im Biosphärenreservat finden sich keine Hotelkapazitäten, die ausreichend Busreisende empfangen könnten.

Zumindest hat man, mit beträchtlichen Ausgaben für den Kanutourismus beiderseits der Grenze in den letzten Jahren Einlassstellen für Kanus angelegt. Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Deutsche Naturschützer*innen sehen durch das Kanufahren Gefahren für Flora und Fauna und möchten diesen in Gänze unterbinden oder mit Restriktionen belegen.

Doch Kanufahrten basieren auf drei grundlegenden Prinzipien: die Auswirkungen auf die Natur möglichst gering zu halten, die Natur möglichst intensiv und ursprünglich zu erleben und sich den kulturellen Gegebenheiten der Gegend bestmöglich anzupassen.

Davon konnten sich auf Einladung von Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft in Kooperation mit dem stellv. GEW-Vorsitzenden Max Hewer eine Schar von jungen Multiplikator*innen selbst ein Bild machen.

Zwischen Habkirchen und Bliesmengen-Bolchen sind ab August die schönsten Kanutouren auf der Blies möglich. Deren Ufer werden von Auenwäldern eingenommen, die einer Fülle selten gewordener Tiere wie dem Eisvogel, dem Rotmilan oder dem Biber Lebensraum geben, allerdings an dem Tag nicht zu sehen waren.

Möglich wurde diese positive Entwicklung durch die Schließung von Betrieben, die zuvor umweltschädliche Stoffe einleiteten und den Bau von Kläranlagen. Heute gilt die Blies trotz manchem Niedrigwasser in regenarmen Sommern als absolut unproblematisch. Im Wasser der Blies sind zahlreiche Fische zu erkennen. Fische wie Bachforellen, Hechte, Waller und Zander, selbst Flusskrebse sind hier wieder heimisch geworden und steigern das Naturerlebnis.

Weiteres Plus: Am Ausstiegsort Bliesmengen sind es nur etwa 200 Meter zur Bushaltestelle, wo die Linie R14 oder der „Biosphärenbus“ 501 bequem die Kanut*innen an den Ausgangspunkt bzw. zum Parkplatz zurückbringt. Ein Glücksfall, wenn man den mangelhaften ÖPNV an anderen Flüssen kennt.

Eine kleine „Schwachstelle“ stellt die Überwindung des Wehrs bei Frauenberg dar. Hier ließe sich durch eine vergleichbar geringe Investition eine Kanurutsche oder einen Kanulift der Überstieg erleichtern.

Gerade „Corona-Zeiten“ sollte man als Chance nutzen, viele der Heimat „entwurzelte“ Menschen wieder für die eigene Region zu begeistern und ihr damit Wertschätzung entgegenbringen. Kluge Investitionen können den Anstoß geben, ein neues Miteinander von Mensch und Natur zu definieren und eine dynamische und nachhaltige touristische Entwicklung des Biosphärenreservats einzuleiten.

Jedenfalls waren sich alle Teilnehmer*innen einig, den Kanutourismus auf der Blies weiterzuempfehlen und – soweit die Pädagog*innen darunter – die Biosphärenidee zum festen Bestandteil im Schulunterricht zu machen.