Nachricht | Geschichte - Deutsche / Europäische Geschichte Der Karlsberg - Von barocker Pracht zur Baustoffhandlung

Literarische Wanderung am Karlsberg mit dem Literaturwissenschaftler Dr. Reiner Marx

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Nein, Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken war keine sympathische Gestalt. An seiner regen Bautätigkeit kann es nicht gelegen haben, denn seit 1776 ließ er sich eine neue – und vor allem: üppige - Landesresidenz auf dem Karlsberg zwischen Zweibrücken und Homburg errichten. Nur, davon hatte außer ihm, niemand etwas. Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken unternahm auch nichts dafür, um beim „gemeinen Volke“ als beliebt zu gelten.

Schon zu Lebzeiten wurde der Herzog als despotischer Herrscher geschildert. Es heißt über die im Zweibrückischen herrschenden Zustände: „Eine unserer Provinzen ist jezt ganz und gar gleichsam ein einziges JagdRevier... Der über diese Landschaft gesetzte Prinz hält ganze Regimenter JagdHunde... Das ganze Land ist wie betäubt“. Für den mit den Zweibrücker Verhältnissen vertrauten Hans Christoph von Gagern war er „ein finsterer, wollüstiger, zur Härte geneigter eigensinniger Mann; dem es jedoch sonst nicht an Gefühl seines Standes, seiner Pflichten als Pfalzgraf, noch an Entschlossenheit fehlte.“ Kaum positiver schildert den Fürsten sein Baudirektor Johann Christian von Mannlich in seinen Lebenserinnerungen. Für die Demokraten wurde der zweibrückische Herrscher rückblickend zum Inbegriff des absolutistischen Despoten und Tyrannen. 1923, nach dem Sturz der Monarchie in Bayern, machte der Lokalhistoriker Fritz Schunck einen Schimpfnamen des Fürsten bekannt, der sich seitdem allgemein verbreitet hat: „Hundskarl“.

Dies schilderte anlässlich einer Wanderung auf dem Homburger Karlsberg der Literaturwissenschaftler Dr. Reiner Marx, wobei er Interessantes, Merkwürdiges und Kritisches über den Karlsberg und seinen umstrittenen „Erbauer" rezitierte. Eines dieser „Merkwürdigkeiten“: nur der Herzog durfte zum Schloss reiten, alle anderen mussten zu Fuß gehen. Singen war strengstens verboten. Wer dennoch etwas trällerte, bekam nur im günstigsten Fall den Stock zu kosten.

Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde es für Karl II. August langsam unbequem. Denn auch für ihn wollte man in Paris einen Prozess machen, an dessen Ende wohl der Gnadentod durch die Guillotine gefolgt wäre. Doch noch bevor er von französischen Truppen im Februar 1793 gefangengenommen werden konnte, wurde er gewarnt und floh nach Mannheim, wo er später starb. Sein Schloss wurde zur allgemeinen Plünderung freigegeben und teilweise angezündet.

Das Schloss Karlsberg erfüllte damit noch einen guten Zweck: es entwickelte sich zur preisgünstigen Baustoffhandlung für viele Bürgerhäuser in Homburg und Umgebung.